Armenien, im Südkaukasus gelegen, verfügt über ein vielfältiges und strukturiertes Zollsystem, das eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Importen, dem Schutz der heimischen Industrie und der Generierung von Staatseinnahmen spielt. Als Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) folgt Armenien einem einheitlichen Zolltarifsystem, das mit anderen Mitgliedsländern wie Russland, Kasachstan, Weißrussland und Kirgisistan harmonisiert ist. Das Zollsystem des Landes soll wichtige Wirtschaftssektoren wie Landwirtschaft und Fertigung schützen und gleichzeitig die Verfügbarkeit lebenswichtiger Güter zu wettbewerbsfähigen Preisen sicherstellen. Die Handelspolitik Armeniens wird zudem durch bilaterale und multilaterale Handelsabkommen geprägt, die Präferenzzölle für Importe aus bestimmten Ländern oder Regionen vorsehen.
Zolltarife nach Produktkategorie in Armenien
1. Landwirtschaftliche Produkte
Der Agrarsektor Armeniens ist von entscheidender Bedeutung für die Wirtschaft. Er beschäftigt einen großen Teil der Bevölkerung und trägt zur ländlichen Entwicklung bei. Um die einheimischen Landwirte zu schützen und die heimische Produktion anzukurbeln, erhebt Armenien Zölle auf verschiedene importierte Agrarprodukte. Dennoch importiert das Land weiterhin große Mengen an Lebensmitteln, um die Inlandsnachfrage zu decken. Die Zölle variieren je nach Produktart.
1.1 Landwirtschaftliche Grundprodukte
- Getreide und Körner: Armenien erhebt relativ niedrige Zölle (0 % bis 5 %) auf die Einfuhr von Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Reis und Mais, um die Lebensmittelsicherheit und Erschwinglichkeit zu gewährleisten.
- Gemüse und Obst: Die Zollsätze für frische Produkte variieren je nach Saison und lokalem Angebot.
- Kartoffeln und Zwiebeln: 10 % bis 15 %
- Zitrusfrüchte (Orangen, Zitronen): 15 % bis 20 %
- Äpfel, Birnen und andere Früchte: 10 % bis 15 %
- Zucker und Süßstoffe: Auf Zuckerimporte wird ein Zoll von 5 bis 10 % erhoben, während auf andere Süßstoffe Zölle von bis zu 15 % erhoben werden können.
1.2 Vieh und Milchprodukte
- Fleisch und Geflügel: Fleischimporte, einschließlich Rind-, Hühner- und Schweinefleisch, werden im Allgemeinen mit 10 bis 20 % besteuert, um die lokale Fleischindustrie zu schützen.
- Fisch und Meeresfrüchte: Auf den Import von Fisch und Meeresfrüchten werden Zölle von 5 bis 10 % erhoben, wobei für frischen Fisch niedrigere Sätze gelten.
- Milchprodukte: Milchprodukte wie Milch, Käse und Butter werden mit Steuersätzen zwischen 10 % und 20 % besteuert, je nach Art und Verarbeitungsgrad des Produkts.
1.3 Besondere Einfuhrzölle
Armenien ist Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) und erhebt einen gemeinsamen Außenzoll auf Agrarimporte aus Nichtmitgliedsländern. Für Waren aus den EAWU-Mitgliedsländern gelten jedoch Nullzölle. Armenien hat außerdem Handelsabkommen mit Ländern wie dem Iran und Mitgliedern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) geschlossen, die zu reduzierten oder bevorzugten Zollsätzen für bestimmte Agrarprodukte führen können.
2. Industriegüter
Industriegüter machen einen erheblichen Teil der armenischen Importe aus, insbesondere Maschinen, Ausrüstung und Baumaterialien. Zölle auf Industrieprodukte sollen die lokale Industrie schützen und gleichzeitig den Zugang zu notwendigen Technologien und Materialien ermöglichen.
2.1 Maschinen und Anlagen
- Industriemaschinen: Die Zölle auf Industriemaschinen, die in Sektoren wie dem Baugewerbe, der Fertigung und dem Bergbau eingesetzt werden, liegen je nach Maschinentyp normalerweise zwischen 5 % und 15 %.
- Elektrische Geräte: Die Zölle auf elektrische Geräte, einschließlich Generatoren, Transformatoren und Elektronik im industriellen Maßstab, betragen im Allgemeinen 10 bis 20 %.
- Baumaschinen: Schwere Maschinen für Bauprojekte wie Kräne, Bagger und Bulldozer können mit einem Steuersatz zwischen 5 % und 15 % besteuert werden, um den Ausbau der Infrastruktur zu unterstützen.
2.2 Kraftfahrzeuge und Transport
Armenien erhebt Zölle auf importierte Kraftfahrzeuge, um den Markt zu regulieren und die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern. Auf Luxusfahrzeuge und Fahrzeuge mit großem Motor werden höhere Zölle erhoben.
- Personenkraftwagen: Die Einfuhrzölle für Personenkraftwagen variieren je nach Motorgröße:
- Kleine Fahrzeuge (unter 1.500 ccm): 10 % bis 15 %
- Größere Fahrzeuge (über 2.000 ccm): 20 % bis 30 %
- Nutzfahrzeuge: Für Lastkraftwagen, Busse und andere Nutzfahrzeuge gelten Zölle zwischen 5 % und 15 %, je nach Art und Verwendung des Fahrzeugs.
- Fahrzeugteile und -komponenten: Die Zölle auf Fahrzeugteile und Zubehör wie Reifen, Batterien und Motorkomponenten liegen zwischen 5 % und 15 %.
2.3 Besondere Einfuhrzölle für bestimmte Länder
Als Teil der EAWU erhebt Armenien Präferenzzölle auf Industriegüter aus anderen Mitgliedsstaaten, sodass für die meisten Produkte aus diesen Ländern keine Zölle erhoben werden. Für Nicht-EAWU-Länder gilt der gemeinsame Außenzoll, der insbesondere für Produkte aus Regionen wie der Europäischen Union (EU) und Asien höher ausfallen kann.
3. Textilien und Bekleidung
Die Textil- und Bekleidungsindustrie in Armenien ist klein, wächst aber stetig. Der Schwerpunkt liegt auf traditionellem Handwerk und der Bekleidungsherstellung. Zölle auf importierte Textilien und fertige Kleidung sollen lokale Produzenten schützen und die heimische Produktion fördern.
3.1 Rohstoffe
- Textile Rohstoffe: Auf die Einfuhr von Rohstoffen wie Baumwolle, Wolle und synthetischen Fasern, die bei der Herstellung von Kleidung verwendet werden, werden niedrige Zölle (0 % bis 5 %) erhoben, um die lokalen Hersteller zu unterstützen.
3.2 Fertige Kleidung und Bekleidung
- Kleidung und Bekleidung: Auf die Einfuhr fertiger Kleidung, einschließlich Kleidungsstücken, Oberbekleidung und Accessoires, werden Zölle von 15 bis 30 % erhoben.
- Schuhe: Auf importierte Schuhe werden Zölle zwischen 15 % und 25 % erhoben, je nach Schuhart und verwendetem Material.
3.3 Besondere Einfuhrzölle
Aus den Ländern der EAWU importierte Textilien und Bekleidung sind im Rahmen des gemeinsamen Marktabkommens von Zöllen befreit, während für aus anderen Regionen importierte Textilien und Bekleidung möglicherweise der gemeinsame Außenzoll gilt, der für Nicht-EAWU-Länder gilt.
4. Konsumgüter
Konsumgüter machen einen erheblichen Anteil der armenischen Importe aus, insbesondere Elektronik, Haushaltswaren und Körperpflegeprodukte. Die Regierung erhebt auf diese Artikel variable Zölle, um die Notwendigkeit der Erzielung von Einnahmen mit der Sicherstellung des Zugangs zu lebenswichtigen Gütern in Einklang zu bringen.
4.1 Elektronik und Haushaltsgeräte
- Haushaltsgeräte: Die Einfuhrzölle auf Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen und Klimaanlagen liegen zwischen 10 und 20 %.
- Unterhaltungselektronik: Auf Elektronik, darunter Fernseher, Laptops und Smartphones, werden Zölle zwischen 10 % und 15 % erhoben, wobei für Luxusmarken und High-End-Modelle höhere Sätze gelten.
4.2 Möbel und Einrichtungsgegenstände
- Möbel: Auf importierte Möbel, darunter auch Wohn- und Büromöbel, werden in der Regel Zölle von 10 bis 25 % erhoben, je nach Material und Ausführung.
- Heimtextilien: Artikel wie Teppiche, Vorhänge und Heimdekor werden mit 15 % bis 20 % besteuert.
4.3 Besondere Einfuhrzölle
Konsumgüter aus EAWU-Ländern sind grundsätzlich zollfrei, während für Importe aus Nicht-EAWU-Ländern der gemeinsame Außenzoll Armeniens gilt, dessen Höhe je nach Produkt und Klassifizierung variiert.
5. Energie und Erdölprodukte
Armenien importiert den Großteil seiner Energie- und Erdölprodukte. Die Zölle sollen erschwingliche Preise gewährleisten und gleichzeitig Einnahmen für den Staat generieren.
5.1 Erdölprodukte
- Rohöl und Erdgas: Armenien importiert Rohöl und Erdgas zu niedrigen Zöllen (0 % bis 5 %), um eine stabile Energieversorgung aufrechtzuerhalten.
- Raffinierte Erdölprodukte: Auf Benzin, Diesel und andere raffinierte Erdölprodukte werden im Allgemeinen Zölle von 5 % bis 10 % erhoben, je nach Art und Verwendung.
5.2 Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien
- Solarmodule und Windturbinen: Um Projekte im Bereich erneuerbare Energien zu fördern, erhebt Armenien niedrige Zölle (0 % bis 5 %) auf Ausrüstung, die für Solar- und Windenergieanlagen verwendet wird.
6. Arzneimittel und medizinische Geräte
Armenien legt großen Wert darauf, seiner Bevölkerung eine erschwingliche Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, was zu niedrigen oder gar keinen Zöllen auf wichtige Medikamente und medizinische Geräte führt.
6.1 Arzneimittel
- Arzneimittel: Unverzichtbare Arzneimittel sind grundsätzlich zollfrei, lebensrettende Arzneimittel werden gar nicht zollpflichtig. Für nicht-unverzichtbare Arzneimittel können Zölle von 5 bis 10 Prozent anfallen.
6.2 Medizinprodukte
- Medizinische Geräte: Für die Einfuhr medizinischer Geräte, einschließlich Diagnoseinstrumenten und Krankenhausausrüstung, gelten niedrige Zölle (0 % bis 5 %), um den Zugang zu Gesundheitsdiensten zu gewährleisten.
7. Besondere Einfuhrzölle und -befreiungen
7.1 Besondere Zölle für Nicht-EAEU-Länder
Für Länder außerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) erhebt Armenien den gemeinsamen Außenzoll, der im Vergleich zu Importen aus EAWU-Ländern zu höheren Zöllen führen kann. Armenien hat jedoch auch bilaterale Abkommen mit mehreren Ländern, darunter dem Iran und den GUS-Staaten, geschlossen, die für bestimmte Produkte Vorzugszölle vorsehen können.
7.2 Bilaterale und multilaterale Abkommen
Armenien profitiert von mehreren Freihandelsabkommen (FHA) und Präferenzhandelsregelungen, die seine Zollstruktur beeinflussen. Zu den wichtigsten Abkommen gehören:
- Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU): Armenien profitiert von Nullzöllen auf die meisten Waren, die mit anderen EAWU-Mitgliedsstaaten gehandelt werden.
- Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS): Armenien hat Präferenzhandelsabkommen mit GUS-Ländern, die oft zu niedrigeren Zöllen für aus diesen Ländern importierte Waren führen.
- GSP (Allgemeines Präferenzsystem): Armenien profitiert vom GSP-Programm der Europäischen Union, das reduzierte Zölle auf eine breite Palette von aus der EU importierten Produkten ermöglicht.
Länderfakten
- Offizieller Name: Republik Armenien
- Hauptstadt: Eriwan
- Größte Städte:
- Eriwan (Hauptstadt und größte Stadt)
- Gjumri
- Wanadsor
- Pro-Kopf-Einkommen: ca. 4.600 USD (Schätzung 2023)
- Bevölkerung: ca. 3 Millionen (Schätzung 2023)
- Amtssprache: Armenisch
- Währung: Armenischer Dram (AMD)
- Geografische Lage: Armenien liegt in der Region Südkaukasus und grenzt im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Süden an den Iran und im Westen an die Türkei.
Geographie Armeniens
Armenien ist ein Binnenstaat mit gebirgigem Gelände und zählt damit zu den rauesten Regionen der Welt. Es erstreckt sich über eine Fläche von 29.743 Quadratkilometern und zeichnet sich durch Berge, Flüsse und fruchtbare Täler aus.
- Berge: Armenien ist Teil des Kaukasusgebirges, wobei der Berg Aragats mit 4.090 Metern der höchste Punkt ist.
- Seen: In Armenien liegt der Sewansee, einer der größten Süßwasserseen in Hochgebirgslagen der Welt.
- Klima: Das Land hat ein kontinentales Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern, das je nach Region unterschiedlich ist.
Wirtschaft Armeniens
Armenien verfügt über eine sich entwickelnde Wirtschaft, die sich trotz regionaler Herausforderungen als widerstandsfähig erwiesen hat. Die Wirtschaft basiert weitgehend auf Dienstleistungen, Industrie und Landwirtschaft, wobei der Schwerpunkt zunehmend auf Hochtechnologieindustrien liegt.
1. Landwirtschaft
Die Landwirtschaft trägt einen erheblichen Teil zum armenischen BIP bei und beschäftigt einen großen Teil der Bevölkerung. Das Land produziert Obst, Gemüse und Viehprodukte, ist aber nach wie vor auf Importe angewiesen, um den inländischen Nahrungsmittelbedarf zu decken.
2. Bergbau und Industrie
Der armenische Industriesektor wird vom Bergbau dominiert, der unter anderem Kupfer, Molybdän und andere Mineralien fördert. Das Land verfügt außerdem über einen wachsenden Fertigungssektor, wobei die Textil-, Elektronik- und Lebensmittelverarbeitung wichtige Industriezweige sind.
3. Dienstleistungen und Tourismus
Der Dienstleistungssektor, einschließlich des Tourismus, ist ein wichtiger Motor der armenischen Wirtschaft. Besonders Eriwan zieht Touristen aufgrund seiner historischen Stätten, kulturellen Attraktionen und der Nähe zu Naturdenkmälern wie dem Berg Ararat an.
4. Hightech-Industrie
Armenien positioniert sich als Zentrum der Hochtechnologie- und Informationstechnologiebranche (IT), wobei eine wachsende Zahl von Startups und IT-Unternehmen zum Wirtschaftswachstum beiträgt.