Einfuhrzölle des Vereinigten Königreichs

Das Vereinigte Königreich (UK) ist eine der größten und fortschrittlichsten Volkswirtschaften der Welt und ein bedeutender Akteur im Welthandel. Als Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO) und ehemals Teil der Europäischen Union (EU) verfügt Großbritannien über ein komplexes Zollsystem, das den Import von Waren regelt. Seit dem Austritt aus der EU hat Großbritannien eine eigene Handelspolitik und ein eigenes Zollsystem entwickelt, das sich von dem der EU unterscheidet, aber dennoch den globalen Handelsregeln der WTO folgt.


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Einfuhrzölle des Vereinigten Königreichs

Großbritannien nutzt das UK Global Tariff (UKGT), das nach dem Brexit den Gemeinsamen Zolltarif (CCT) der EU ersetzte. Der UKGT regelt die Einfuhr von Waren und gilt für Produkte aus Ländern außerhalb Großbritanniens und der EU. Darüber hinaus hat Großbritannien Handelsabkommen mit mehreren Ländern und Regionen unterzeichnet, die zu Vorzugstarifen für bestimmte Waren führen können. Die Zollsätze für importierte Produkte variieren je nach Produktkategorie, und für einige Produkte gelten besondere Zölle oder Befreiungen.

1. Landwirtschaftliche Produkte

Agrarprodukte machen einen erheblichen Teil der britischen Importe aus, insbesondere Nahrungsmittel wie Getreide, Fleisch, Obst und Milchprodukte. Großbritannien importiert einen großen Teil seiner Lebensmittel aufgrund der begrenzten Inlandsproduktion bestimmter Produkte. Das Agrarzollsystem spiegelt diese Realität wider.

Gemeinsame Agrarzollsätze:

  • Getreide (Weizen, Reis, Gerste, Hafer):
    • Die Zölle reichen von 0 % bis 50 %, wobei die Sätze je nach Getreideart und je nachdem, ob das Produkt verarbeitet oder unverarbeitet ist, variieren.
    • Beispielsweise unterliegt Weizen typischerweise einem Zollsatz von 20 %, während auf Reis Zölle von bis zu 50 % erhoben werden können.
  • Fleisch (Rind, Schwein, Huhn):
    • Rindfleisch: Die Zölle auf Rindfleischimporte können je nach Schnitt und Herkunftsland zwischen 20 % und 50 % liegen.
    • Schweinefleisch: Schweinefleischprodukte werden grundsätzlich mit einem Steuersatz von 12 % bis 25 % besteuert.
    • Hähnchen: Auf Hähnchenimporte werden Zölle zwischen 10 % und 20 % erhoben.
  • Milchprodukte (Milch, Käse, Butter):
    • Milch: Auf Frischmilchimporte werden Zölle von etwa 15 % erhoben, während auf verarbeitete Milchprodukte wie Milchpulver Zölle von bis zu 30 % anfallen können.
    • Käse: Käseimporte unterliegen einem Steuersatz zwischen 10 % und 40 %, wobei für Premiumprodukte höhere Zölle gelten.
    • Butter: Auf Butterimporte wird ein Zoll von 20 % erhoben.
  • Frisches Obst und Gemüse:
    • Obst: Die Einfuhrzölle auf Obst wie Bananen und Zitrusfrüchte liegen je nach Herkunftsland zwischen 5 % und 20 %.
    • Gemüse: Auf Gemüse, darunter Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln, werden im Allgemeinen Zölle von etwa 10 % erhoben.

Spezielle Agrarzölle:

  • Zucker: Aufgrund von Produktionsbeschränkungen im Inland werden Zuckerimporte mit 40 % besteuert. Für bestimmte Sorten wie raffinierten Zucker können höhere Zölle anfallen.
  • Wein und Spirituosen: Auf importierte Weine und Spirituosen fallen sowohl Verbrauchsteuern als auch Mehrwertsteuer an, wobei die Sätze je nach Getränkeart zwischen 20 % und 100 % liegen.

2. Textilien und Bekleidung

Großbritannien verfügt über einen bedeutenden Markt für importierte Textilien und Bekleidung, der von der Verbrauchernachfrage nach Mode und Bekleidung angetrieben wird. Das Land importiert große Mengen Kleidung, oft aus Niedriglohnländern in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Gemeinsame Zollsätze für Textilien:

  • Kleidung (T-Shirts, Jeans, Kleider, Mäntel):
    • Für Kleidungsstücke fallen Einfuhrzölle zwischen 0 % und 12 % an, je nach Art und verwendetem Stoff. Synthetische und billige Kleidungsstücke unterliegen tendenziell niedrigeren Zöllen, während komplexere oder luxuriösere Artikel höhere Zölle nach sich ziehen können.
  • Textilgewebe (Baumwolle, Polyester, Wolle):
    • Auf Rohtextilien wird je nach Fasergehalt und -art ein Steuersatz zwischen 5 % und 8 % erhoben.
  • Schuhwerk:
    • Auf Schuhe und Stiefel, insbesondere solche aus Leder oder synthetischen Materialien, fallen Zölle von 5 bis 20 Prozent an, je nach Schuhart.

Besondere Einfuhrzölle:

  • Second-Hand-Kleidung: In Großbritannien gibt es spezielle Zölle zur Regulierung des Imports von Second-Hand-Kleidung. Zum Schutz der heimischen Bekleidungsindustrie können auf diese Kleidung höhere Zölle zwischen 20 und 30 Prozent erhoben werden.

3. Elektronik und Elektrogeräte

Elektronik und Elektrogeräte zählen zu den wichtigsten Importkategorien des Vereinigten Königreichs, angetrieben durch die Verbrauchernachfrage nach Technologiegütern wie Mobiltelefonen, Computern und Haushaltsgeräten.

Gemeinsame Tarifsätze für Elektronik:

  • Mobiltelefone:
    • Die Einfuhrzölle auf Mobiltelefone liegen in der Regel zwischen 0 % und 5 %, je nach Modell und Herkunftsland.
  • Computer und Laptops:
    • Für Laptops und Computer gilt im Allgemeinen ein Zollsatz von 0 % bis 10 %, wobei für fortschrittlichere oder spezialisiertere Computersysteme höhere Sätze gelten.
  • Haushaltsgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen, Mikrowellen):
    • Für Haushaltsgeräte fallen üblicherweise Zölle von etwa 5 bis 15 Prozent an, abhängig von der Art des Geräts und den Energieeffizienzstandards.

Besondere Einfuhrzölle:

  • Gebrauchte Elektronik: Für gebrauchte oder generalüberholte Elektronik, einschließlich gebrauchter Mobiltelefone oder Computer, können zusätzliche Zölle oder Vorschriften gelten, darunter Mehrwertsteuer oder Recyclinggebühren.

4. Fahrzeuge und Autoteile

Großbritannien verfügt über einen starken Markt für Fahrzeuge und Autoteile. Importe kommen aus Ländern wie Deutschland, Japan und den USA. Die Zollstruktur für Fahrzeuge soll diesen Markt regulieren und gleichzeitig das Wachstum der heimischen Automobilindustrie fördern.

Gemeinsame Tarifsätze für Fahrzeuge:

  • Personenkraftwagen:
    • Die Zölle auf Personenkraftwagen liegen in der Regel zwischen 10 und 20 Prozent, abhängig von Faktoren wie Emissionsnormen und Motorgröße.
  • Motorräder:
    • Für Motorräder fallen üblicherweise Zölle zwischen 5 % und 10 % an.
  • Autoteile:
    • Auf Autoteile, einschließlich Komponenten für Reparatur und Montage, werden Zölle von 5 bis 15 Prozent erhoben.

Besondere Einfuhrzölle:

  • Elektrofahrzeuge: Die britische Regierung hat reduzierte Zölle auf Elektrofahrzeuge eingeführt, um deren Nutzung zu fördern. Für diese Fahrzeuge können niedrigere Zölle oder sogar Befreiungen von bestimmten Zöllen gelten, um Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen.

5. Chemikalien und Pharmazeutika

Großbritannien ist ein wichtiger Importeur von Chemikalien für industrielle Anwendungen, Arzneimitteln für das Gesundheitswesen und Körperpflegeprodukten.

Gemeinsame Zollsätze für Chemikalien:

  • Pharmazeutika:
    • Für Medikamente und Arzneimittel gelten in der Regel niedrige Einfuhrzölle, oft zwischen 0 % und 5 %, um einen erschwinglichen Zugang zu wichtigen Gesundheitsprodukten zu gewährleisten.
  • Industriechemikalien:
    • Für in der Produktion verwendete chemische Produkte wie Kunststoffe und Düngemittel gelten Steuersätze zwischen 0 % und 6 %.

Besondere Einfuhrzölle:

  • Kontrollierte Substanzen: Für bestimmte Chemikalien, die aufgrund ihres potenziellen Missbrauchs als kontrollierte Substanzen eingestuft werden (z. B. Vorläuferchemikalien für die Arzneimittelherstellung), gelten zusätzliche Zölle und Vorschriften.

6. Luxusgüter

Luxusgüter wie Schmuck, erlesene Weine, Uhren und Designerhandtaschen sind eine weitere Importkategorie, die besonderen Zöllen unterliegt.

Gemeinsame Zollsätze für Luxusgüter:

  • Schmuck und Uhren:
    • Auf Schmuck und Uhren fallen in der Regel Einfuhrzölle von 5 bis 10 Prozent an, je nach Material und Wert.
  • Luxusweine und Spirituosen:
    • Auf Weine und Spirituosen, insbesondere solche von höherer Qualität, fallen Verbrauchsteuern an. Die Einfuhrzölle liegen je nach Alkoholgehalt und Herkunftsland zwischen 10 und 20 Prozent.
  • Designerkleidung und Handtaschen:
    • Für hochwertige Designerkleidung und Accessoires können aufgrund ihres Luxusstatus höhere Zölle von bis zu 12 % anfallen.

Besondere Tarifbestimmungen für bestimmte Länder

Das Vereinigte Königreich hat mit Ländern und Regionen auf der ganzen Welt verschiedene Handelsabkommen unterzeichnet, die zu Vorzugszollsätzen für bestimmte Waren führen können.

  • Europäische Union (EU):
    • Die EU und Großbritannien haben ein Handelsabkommen geschlossen, das zoll- und quotenfreien Handel für Waren ermöglicht, die den entsprechenden Ursprungsregeln entsprechen. Dies ist insbesondere für britische Importe aus EU-Ländern von Vorteil, da für Waren mit Ursprung in EU-Mitgliedsländern die Zölle weitgehend entfallen.
  • Globale Handelsabkommen:
    • Vereinigte Staaten: Im Rahmen des Handelsabkommens zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA bietet das Vereinigte Königreich Vorzugszölle auf bestimmte Waren wie Flugzeuge, Maschinen und Arzneimittel.
    • Australien und Neuseeland: Das Vereinigte Königreich hat Freihandelsabkommen mit Australien und Neuseeland ausgehandelt, die reduzierte Zölle auf Waren wie Agrarprodukte, Textilien und Wein beinhalten.
    • Südkorea: Gemäß dem Handelsabkommen zwischen Großbritannien und Südkorea können Waren wie Elektronik, Fahrzeuge und Chemikalien zu Vorzugstarifen nach Großbritannien eingeführt werden, wodurch die Zölle um bis zu 30 % gesenkt werden.

Länderfakten

  • Offizieller Name: Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland
  • Hauptstadt: London
  • Drei größte Städte: London, Birmingham, Manchester
  • Bevölkerung: ca. 67 Millionen (Stand 2024)
  • Pro-Kopf-Einkommen: Rund 45.000 USD (Schätzung 2023)
  • Amtssprache: Englisch
  • Währung: Britisches Pfund Sterling (GBP)
  • Lage: Liegt vor der Nordwestküste des europäischen Festlands, grenzt an den Atlantischen Ozean, die Nordsee, den Ärmelkanal und die Irischen See.

Geographie

Das Vereinigte Königreich besteht aus vier Ländern: England, Schottland, Wales und Nordirland. Es ist ein Inselstaat mit einer abwechslungsreichen Landschaft, die Berge, Wälder, sanfte Hügel und eine zerklüftete Küste umfasst. Die Topographie Großbritanniens ist geprägt von Tieflandgebieten im Südosten und bergigeren Regionen im Norden und Westen, darunter die schottischen Highlands und der Lake District in England.

Das Land hat ein gemäßigtes Seeklima mit milden, feuchten Wintern und kühlen, feuchten Sommern, insbesondere im Westen. Die geografische Lage Großbritanniens macht es zu einem wichtigen globalen Handelszentrum mit einfachem Zugang zu europäischen und globalen Märkten.


Wirtschaft

Großbritannien ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt und verfügt über eine hochentwickelte und vielfältige Wirtschaftsstruktur. Zu den wichtigsten Sektoren der britischen Wirtschaft zählen der Dienstleistungssektor (insbesondere Finanzen, Versicherungen und Immobilien), das verarbeitende Gewerbe und die Landwirtschaft. London ist ein globales Finanzzentrum und einer der größten Wirtschaftsstandorte der Welt.

Die britische Wirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel durchgemacht: Sie entwickelte sich von einer produktionsorientierten zu einer dienstleistungsorientierten Wirtschaft. Dennoch bleibt das Land ein wichtiger Exporteur von Industrieprodukten, insbesondere von Maschinen, Luft- und Raumfahrtprodukten und Fahrzeugen.


Wichtige Industrien

  • Dienstleistungen: Der Dienstleistungssektor, insbesondere die Finanzdienstleistungen, macht mehr als 70 % des britischen BIP aus.
  • Fertigung: Großbritannien ist weiterhin ein wichtiger Akteur in der Fertigung, wobei Sektoren wie die Luft- und Raumfahrt, die Automobilindustrie und die Pharmaindustrie erheblich zu den Exporten beitragen.
  • Technologie und Forschung: Der Technologiesektor in Großbritannien wächst rasant, wobei London, Cambridge und Oxford als wichtige Innovationszentren fungieren.
  • Landwirtschaft: Die Landwirtschaft trägt zwar nur einen kleinen Teil zum BIP bei, spielt jedoch eine entscheidende Rolle für die Ernährungssicherheit und den Export.